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23.03.2020 Tagesimpuls

Wasser in der Wüste

Liebe Mitchristen!

Noch staunen können

Antoine de Saint-Exupery erzählt Folgendes: Der Leiter hatte einige Stammesführer der Wüstenbewohner zu einem fließenden Wasser gebracht. Sie hatten sofort von dem Wasser gekostet. Es war süß. Sie standen stumm und starrten auf dieses fließende Wasser. Wasser, das in der Wüste sein Gewicht in Gold wert ist. Es war ihnen als drohten die Wasservorräte der ganzen Welt aus einem lecken Speicher auszulaufen. Schließlich sagte der Leiter der Gruppe: „Gehen wir weiter!“ Sie  aber rührten sich nicht von der Stelle und baten: „Nur noch einen Augenblick.“… Hier zeigte sich Gott für sie sichtbar. Hier konnte man nicht gleich einfach weitergehen. Der Leiter mahnte wieder: „Hier ist doch nichts weiter zu sehen, kommt!“ Sie antworteten: „Nein, wir müssen warten.“ „Worauf denn?“ „Bis es aufhört.“
(Hoffsümmer: Geschichten wie Brunnen in der Wüste,18)

Was für den einen Menschen ganz normal und selbstverständlich ist und des Schauens gar nicht mehr bedarf, das ist für einen anderen ein Wunder, ja ein Beweis dafür, dass Gott da ist und dass er gut ist und dass er dass er für uns Sorge trägt.

Das ist so unglaublich, dass man einfach warten muss, bis es aufhört. Es kann nicht sein, dass es so immer weiterfließt.

Wir kennen das von bestimmten Kindern. Die können nicht glauben, dass der Lehrer, die Pflegemutter, wer auch immer, sie gern haben, ja lieben. Das wird bestimmt irgendwann aufhören. Und wenn und weil es nicht von allein aufhört, muss man nachhelfen, sich unmöglich benehmen. Dann wird das schon aufhören.

Glauben, was man nicht sehen kann, was man sich nicht erklären kann, woran man – so gerne man es vielleicht auch täte - einfach nicht glauben kann. Darum geht es heute auch im Evangelium. Der Mann, der Jesus für seinen sterbenden Sohn zur Hilfe holen will, glaubt, dem Wort Jesu, dass sein Sohn lebt, geheilt ist, und geht, ohne Jesus mitnehmen zu können und zu wollen, nach Hause.

Ich möchte Sie einladen, nachzuspüren:

  • Wann habe ich staunend etwas wahrgenommen und konnte mich nicht losreißen?
  • Was war für mich ein Beweis, dass Gott da ist, dass er gut ist, dass er sich um mich sorgt?
  • Wann habe ich im Vertrauen auf das Wort Jesu/Gottes mich auf den Weg gemacht?

Je mehr ich mich dessen erinnere, es zu meinem Innersten werden lasse, umso getroster kann ich auch in diesen Tagen in die Zukunft sehen, wie es in folgendem Gebet von Charles de Foucauld zum Ausdruck kommt. Es muss nicht so kommen, wie ich es mir vorstelle und denke, es kommt von IHM und darum ist es gut und ich kann gehen:

Mein Vater, ich überlasse mich dir;

Mach mit mir, was dir gefällt. Was du auch mit mir tun magst, ich danke dir Zu allem bin ich bereit, alles nehme ich an. Wenn nur dein Wille sich an mir erfüllt und all deinen Geschöpfen, so ersehne ich weiter nichts, mein Gott. In deine Hände lege ich meine Seele. Ich gebe sie dir,  mein Gott, mit der ganzen Liebe meines Herzens, weil ich dich liebe und weil diese Liebe mich treibt, mich dir hinzugeben, mich in deine Hände zu legen, ohne Maß, mit einem grenzenlosen Vertrauen.

Denn du bist mein Vater.

Für die Pastoralteams der Seelsorgebereiche Bornheim-Vorgebirge und Alfter
Pastor Norbert Prüm