Logo

11.04.2020 Tagesimpuls

Hinabgestiegen in das Reich des Todes

„Hinabgestiegen in das Reich des Todes“ – Impuls für den Karsamstag

Wissen Sie, woran Archäologen erkennen, dass in grauer Vorzeit an einem bestimmten Ort einmal Menschen gelebt haben? Man könnte meinen, dass sie nach Resten von Werkzeugen, Feuerstätten oder nach Häusern oder Heiligtümern suchen. Das ist aber nicht so. Die frühesten Zeugnisse menschlichen Lebens sind Gräber!
Die Menschen haben ihre Verwandten und Freunde also schon immer nicht einfach liegen lassen, wo sie gestorben waren, oder sie einfach verbrannt und in alle Winde zerstreut. Sie haben sie unter viel Aufwand begraben und ihnen als Zeichen ihrer Liebe etwas ins Grab mit gegeben.
So steht in vielen Gegenden am heutigen Karsamstag auch das Grab Jesu im Zentrum der Betrachtung. In Jerusalem hat man über diesem Felsengrab, von dem auch die Evangelien berichten, eine berühmte Kirche gebaut, die „Grabeskirche“. Und in vielen Kirchen wird das Kreuz Jesu, das am Karfreitag enthüllt und verehrt wurde, am heutigen Tag in eine Art Grab gelegt.
Daher ist der Karsamstag ein stiller Tag, ein Tag der Grabesruhe. Das kirchliche Leben ruht (auch wenn gerade keine Corona-Krise ist) und wartet auf die Verwandlung von Tod in Leben, die in der Osternacht bevorsteht.
In den (katholischen und orthodoxen) Ost-Kirchen hat man sich jedoch eine weitere wichtige Erinnerung bewahrt: Im Glaubensbekenntnis beten wir, dass Jesus nach seinem Tod „hinabgestiegen (ist) in das Reich des Todes“. Das beigefügte Bild zeigt ein solches ostkirchliches Fresko. Mit seinem Kreuz und den Wundmalen steigt der Gekreuzigte hinab in die Unterwelt, wo man sich das Reich der Toten damals vorstellte. Dort begegnet er bekannten Gesichtern: den Königen David und Salomo, sowie Johannes, dem Täufer – mit Heiligenschein dargestellt auf der linken Seite – sowie rechts dem Stammvater Abraham, den er an der Hand fasst, um ihn herauszuziehen aus dem Totenreich, sowie seiner Frau Sara und ihren Nachfahren.
Jesus Christus liegt also nicht einfach nur tot im Grab, um zu ruhen und zu warten. Stattdessen erinnert uns der Karsamstag auch daran, dass Jesus mit seinem Opfertod in die äußerste Gottes-Ferne geht, um selbst die Gott-Fernen zu erlösen.
Gebet
Herr Jesus Christus,
für uns gequält und gestorben,
abgeschnitten von der Vaterliebe
und doch in seiner liebe bleibend,
erlöse uns arme Sünder
durch die verwandelnde Kraft deines Kreuzes,
besonders jene, die deiner Barmherzigkeit am meisten bedürfen!

Fu?r die Pastoralteams der Seelsorgebereiche “Alfter”,
“Bornheim - An Rhein und Vorgebirge” und “Bornheim - Vorgebirge”

Pfarrer Jörg Stockem


Bild: Katharina Wagner In: Pfarrbriefservice.de

Bild anklicken für PDF-Version

Szene Ostersamstag