Logo

07.12.2020 Abschied von Pfarrer Rainald M. Ollig

Rainald M. Ollig - 2017, © David Schölgens, www.photographie-ds.com

Vor über 25 Jahren wurde Pfarrer Rainald M. Ollig hier in St. Matthäus, Alfter in sein Amt eingeführt. Seither war er aus dem Seelsorgebereich Alfter und auch darüber hinaus aus dem kirchlichen Leben in unserer Region nicht mehr wegzudenken.
Im September 2019 verließ er aus gesundheitlichen Gründen seinen vertrauten Seelsorgebereich Alfter und wechselte in den Seelsorgebereich Bad Münstereifel. Dort arbeitete er als Subsidiar.
Leider ist er nun am vergangenen Samstag, dem 05.12.2020 verstorben.

Wir möchten mit Ihnen liebe Leserinnen und Leser einen Blick zurücktun und einige wichtige Stationen seines Lebens und Wirkens beleuchten:

Pfarrer Ollig wurde 1950 in Köln-Lindenthal geboren und wirkte von 1980 - 1982 als Diakon in Köln-Zollstock.

Am 29. Juni 1982 empfing er im Dom zu Köln durch Erzbischof Kardinal Höffner die Priesterweihe. Seine erste Kaplanstelle erhielt Rainald M. Ollig in Erftstadt-Lechenich. Dort war er gleichzeitig 4 Jahre als Dekanatsjugendseelsorger tätig.

Nach seiner zweiten Kaplanstelle, 1986 bis 1989 in Düsseldorf-Eller, wurde er im September 1989 zum Pfarrer von Erftstadt-Erp, Weiler in der Ebene und von Nörvenich-Pingsheim ernannt.

Am 1. Oktober 1994 schließlich übertrug Erzbischof Joachim Kardinal Meisner ihm das Amt des Pfarrers an St. Matthäus in Alfter, in das er am 15. Januar 1995 eingeführt wurde.

Pastor Ollig hatte sich in Alfter kaum richtig eingelebt, als ihm bereits nach drei Monaten pfarreiübergreifende Aufgaben übertragen wurden: Am 1. April 1995 wurde er zum Moderator für den „Seelsorgebereich C – Alfter“ ernannt, der die fünf Pfarreien Volmershoven/Heidgen, Witterschlick, Oedekoven/Impekoven, Gielsdorf und Alfter umfasst.

Noch im selben Jahr entstand in Alfter eine neue viergruppige Kindertagesstätte, die im November 2008 in ein katholisches Familienzentrum erweitert wurde.

Durch die Zusammenlegung der Kindertagesstätten in Impekoven und Witterschlick wurde unter seiner Leitung 2015 eine weitere neue Katholische Kindertagesstätte „Unter dem Regenbogen“ eröffnet.

Für die Offene Jugendarbeit, die Pfarrer Ollig sehr am Herzen lag, wurden 1998 mit Zustimmung der Gremien und der Mithilfe von Ehrenamtlichen und Spendern zwei „Kath. Offene Türen“ als KOT eingerichtet, das „JumP“ in Witterschlick und das „Café Kick“ in Alfter. Von Sozialpädagogen betreut, erhalten hier Kinder und Jugendliche mehrmals in der Woche Angebote für Unterhaltung und für Lebens- und Freizeitgestaltung.

Als überregionale Aufgabe übertrug Kardinal Meisner Ollig am 20. November 2000 auch das ehrenvolle Amt als Bezirkspräses des Bezirksverbandes Vorgebirge der Historischen Deutschen Schützenbruderschaften, in dem 16 Schützenbruderschaften eingegliedert sind. Für Pfarrer Ollig, der auch Präses der St. Hubertus-Matthäus-Schützenbruderschaft Alfter ist, stand die geistliche Betreuung, die er gern und gewissenhaft wahrgenommen hat, immer obenan.

Nachdem durch die Neuorganisation der Kirchengemeinden seitens des Erzbistums die fünf Pfarreien des Seelsorgebereichs zum Pfarrverband mit eigenem Rechtsstatus zusammen geführt wurden, ernannte Erzbischof Kardinal Meisner Pfarrer Ollig mit Wirkung ab 1. Januar 2002 zum Leiter und Moderator des Pfarrverbandes Alfter.

Nach dem altersbedingten Ausscheiden von Dechant Jacques Mastiaux wurde Pfarrer Ollig ab 1. August 2003 zusätzlich mit dem Amt des Pfarrers der Pfarrei St. Lambertus in Witterschlick beauftragt.

Bald kam noch ein weiteres Amt hinzu: Am 10. Oktober 2003 übertrug Kardinal Meisner ihm das Amt des Dechanten für das Dekanat Bornheim für die Dauer von insgesamt 12 Jahren. Das Dekanat Bornheim, gebietsmäßig identisch mit den Kommunen Alfter und Bornheim, umfasste 3 Seelsorgebereiche mit insgesamt 18 Pfarreien. Als Dechant oblag ihm die Koordination der Zusammenarbeit von Priestern, Diakonen und Laien im Pastoralen Dienst sowie die Durchsetzung gemeinsamer Anliegen und pastoraler Interessen an geeigneten Stellen. Im Rahmen der mit dem Dechantenamt verbundenen Mitgliedschaft im Priesterrat kam ihm die Aufgabe zu, dem Erzbischof beratend zur Seite zu stehen und einen wechselseitigen Informationstransfer zwischen Bischof, Klerus und Laien zu vermitteln.

Zur Bearbeitung pfarreiübergreifender Personal- und Finanzangelegenheiten wurde auf Anordnung des Erzbischofs am 1. Juni 2004 der mit dem Gebiet des Pfarrverbandes deckungsgleiche „Kirchengemeindeverband Alfter“ gegründet. Die Kirchengemeindeverbandsvertretung, zu deren Vorsitzenden ebenfalls Pastor Ollig berufen wurde, besteht neben ihm aus je zwei Mitgliedern der fünf örtlichen Kirchenvorstände. Auf der Ebene des Kirchengemeindeverbandes und des Pfarrverbandes waren in den folgenden Jahren durch das Sparprojekt des Erzbistums Köln „Zukunft heute“ viele diskussionsreiche Sitzungen erforderlich, um die vorgegebenen einschneidenden Sparziele zu erarbeiten und möglichst gerecht verteilt umzusetzen.

Ein besonderes Ereignis war das Jahr 2005 mit dem Weltjugendtag in Bonn. Unter riesengroßer Beteiligung trugen Jugendliche unserer Pfarreiengemeinschaft das Weltjugendtagskreuz durch die Alfterer Orte.

Mit Freude denken wir an das festliche 25jährige Priesterjubiläum zurück, dass Pastor Ollig 2007 in Alfter gefeiert hat.

2008 konnte die marode Orgel in der Pfarrkirche St. Matthäus in Alfter restauriert werden.

Neben den finanziellen Einsparungen (z. B. Reduzierung von Beschäftigten, von Versammlungsflächen, Amtsräumen und Dienstwohnungen sowie Verringerung von Sachausgaben) folgte unter dem Leitgedanken: „Wandel entfalten, Glauben gestalten“ 2009 die Zusammenlegung der 5 Pfarreien zur Pfarreiengemeinschaft Alfter mit nur einem Pfarrgemeinderat und 5 Pfarrausschüssen.

Berücksichtigt man, dass die hierzu erforderlichen Beschlüsse von den Gremienmitgliedern (etwa 50 in Pfarrgemeinderat und Pfarrausschüssen, 36 Kirchenvorstandsmitglieder, dazu noch viele weitere Mitglieder in Arbeitskreisen und Projektgruppen) gefasst und mit getragen werden mussten, wird deutlich, welches Verhandlungsgeschick, Diplomatie und Überzeugungsarbeit von Pfarrer Ollig als Moderator gefordert waren, um einen tragfähigen Konsens zu erreichen und den Frieden zwischen den einzelnen Pfarreien zu erhalten.

Dabei war es Pfarrer Ollig immer wichtig, alle Gläubigen und alle Pfarreien in ihrer Unterschiedlichkeit mitzunehmen. Hier zeigt sich aber auch, wie sehr ein Pfarrer auf die Mit- und Zusammenarbeit der gewählten Gremienmitglieder angewiesen ist, wie auch auf die vielen und vielseitig tätigen Ehrenamtlichen. Sie alle zu koordinieren, zu führen und zu motivieren ist Pastor Ollig erfolgreich gelungen.

Gleiches gilt auch gegenüber den Angestellten im kirchlichen Dienst, deren Dienstgeber er als Pfarrer war. Hier hat sich Pfarrer Ollig mit großer Kraft dafür eingesetzt, dass unsere Pfarreiengemeinschaft Alfter zum 1.08.2019 eine Verwaltungsleiterin, Frau Claudia Flottmeier, erhält. Sie wird als Dienstvorgesetzte für das Personal und die Führung der Folgedienste verantwortlich sein und sie ist Ansprechpartnerin für die KITA-Leitungen in allen Personalfragen. Somit wird der künftige leitende Pfarrer wieder mehr Zeit für seine eigentlichen Aufgaben als Seelsorger haben.

Pfarrer Ollig schätze den guten persönlichen Kontakt zu seinen protestantischen Kollegen und Kolleginnen und die Ökumene war ihm ein wichtiges Anliegen.

Ein besonderer Höhepunkt war sicher die 950-Jahrfeier von Alfter Ort, bei der Kardinal Rainer Maria Woelki die Festmesse zusammen mit Pfarrer Rainald M. Ollig, Pfarrvikar Georg Theisen und Diakon Martin Sander zelebrierte.

In die 10jährige Geschichte der Pfarreiengemeinschaft Alfter und die über 950-jährige Geschichte von Alfter Ort reiht sich Pfarrer Rainald M. Ollig als 29. Pfarrer von St. Matthäus Alfter seit der urkundlichen Dokumentation von 1624 ein. Angesichts der durchschnittlichen Amtszeit der Pfarrer von Alfter von ca. 13 Jahren liegt Pfarrer Ollig damit heute sehr weit über dem Durchschnitt und hat 27 seiner Vorgänger bezüglich der Amtszeit weit überrundet.

Pfarrer Ollig organisierte zahlreiche Wallfahrten und Bildungsreisen der Pfarreiengemeinschaft, u.a. nach Assisi, Rom, Florenz, Israel, Jordanien und Ägypten.

In seiner Amtszeit wurden die Pfarrer Ruprecht van Weyer und Florian Ganslmeier zum Priester geweiht und feierten ihre Primiz in ihrer Heimatgemeinde Alfterer. Hans-Jörg Ganslmeier empfing die Diakonenweihe.

Für Pastor Ollig stand und steht die Rolle als Seelsorger als „Seelenhirte“ immer an erster Stelle. Er war und ist in erster Linie und hauptsächlich Seelsorger und Priester aus seiner Berufung, seiner vollen Überzeugung und seinem tief verankerten Glauben. Deshalb war er immer ein sehr guter Zuhören, der sich viel Zeit für den einzelnen und seine Sorgen nahm. Dabei legte er großen Wert auf die Weitergabe des Glaubens in Wort und Sakrament, durch inhaltsreiche Predigten und auf die würdige Feier der Liturgie.

Rückblickend sind unsere Pfarreien gar nicht so schlecht aufgestellt und es gibt viele Keimzellen für ein lebendiges Gemeindeleben, die weiter gepflegt werden müssen, wie z. B. die großen Pfarrfeste, die vielen Messdienerngruppen, die gute Arbeit der Sozial- und Caritasgruppen, die Aktionen und Gottesdienste für „Junge Familien“, die Sakramentenpastoral, Bildungsveranstaltungen, Wallfahrten und die Öffentlichkeitsarbeit.

Am 1. September 2019 wurde er in einem festlichen Dankgottesdienst in der Pfarrkirche St. Matthäus Alfter verabschiedet. Am Ende der Messe wurden Pfarrer Rainald M. Ollig, der auch Schützenpräses der Schützen des Bezirks Bund Vorgebirge ist, gleich zwei Ehrungen zuteil: Emil Vogt der Bundesschützenmeister vom Präsidium des Bundes der Historischen Deutschen Schützenbruderschaften überreichte ihm das St. Sebastianus-Ehrenschild am Bande und Gottfried Schmitz, Bundesmeister beim Bezirksverband Bund Vorgebirge, zeichnete Pfarrer Ollig mit einer Medaille zum Ehrenbezirksbundesschützen aus.

Wir danken Pfarrer Ollig für seinen großen Einsatz und seinen umfangreichen Dienst an den Menschen unserer Pfarreiengemeinschaft Alfter. Mit ihm verlieren wir einen Seelsorger, der sich immer mit großem Engagement für die Belange und Sorgen der Menschen eingesetzt hat. Wir sind fassungslos und tief traurig.

Im Gebet und mit Anteilnahme sind wir bei seinen Angehörigen, die sich in ihrer Trauer unserer Verbundenheit sicher sein können.

Der Matthäusrat


Foto: Dr. David Schölgens